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Neuer Glanz für ein Umgebindehaus

Der Förderverein zum Erhalt des Vogtländischen Umgebindehauses will Geschichte erlebbar machen - mit dem Wiederaufbau eines besonderen Gebäudes in Oberlauterbach.
Falkenstein/Oberlauterbach - "Kein Umgebindehaus hat einen Zwilling. Der in Schlesien und Nordböhmen über das Erzgebirge bis zum Vogtland einst weit verbreitete Baustil, verbindet einzigartig die Fachwerk- mit der Blockbaubauweise und hat über die Jahrhunderte nur Einzelstücke hervorgebracht", sagt Gerhard Wattenbach vom Förderverein zum Erhalt des Vogtländischen Umgebindehauses. Mit 16 Mitstreitern setzt er sich seit sechs Jahren für die Sanierung des etwa 250 Jahre alten Gebäudes in der Neustädter Straße in Oberlauterbach ein.
Das seit 1990 leer stehende Haus war eine Ruine und stand auf der Abbruchliste der Gemeinde. Der Förderverein legte ein Sanierungs- und Nutzungskonzept vor - und verhinderte den Abriss. "Wir wollen Geschichte erhalten und erlebbar machen", so Vereinschef Wattenbach. Nach der Notsicherung wurde in den vergangenen Jahren der Dachstuhl rekonstruiert und das Dach provisorisch gedeckt. Die unter dickem Außenputz versteckte Blockstube ist freigelegt, der Mauerwerkssockel saniert und verfaulte Balken erneuert. Ein neuer Schornstein ziert das Häuschen ebenfalls.
"Wir wollen möglichst viel von der originalen Bausubstanz erhalten. Dazu zählen auch die alten Fenster, die mühevoll von uns aufgearbeitet wurden. Viel machen wir selbst." Wattenbach ist Mann vom Fach - als Bauingenieur und Inhaber eines Planungsbüros. Wie man mit der alten Bausubstanz umgeht, haben die Vereinsmitglieder im Zittauer Gebirge und in der Lausitz gelernt. "Wir stehen mit vielen Vereinen in Verbindung und holen uns Tipps und Ratschläge." In etwa zwei Jahren sollen die Hauptarbeiten am Oberlauterbacher Häuschen erledigt sein - das haben sich die Vereinsmitglieder vorgenommen. Mit dem Motto "Leben wie zu Großmutters Zeiten" wollen sie Familien, Gruppen und Schulklassen ansprechen.
"Wer weiß schon, wie man im Ofen Feuer macht oder mit der Sense umgeht?", fragt Wattenbach. Mit viel Authentizität soll den Gästen und Besuchern die Lebensumstände der armen ländlichen Bevölkerung des Vogtlandes verdeutlicht werden. "Dazu gehören Arbeiten am Haus und im Garten, die Kleintierhaltung und das Übernachten auf dem Dachboden. Das Wasser muss vom Brunnen geholt werden und der Toilettengang erfolgt auf dem Plumpsklo im Hof."
Das Nutzungskonzept setzt auf einen Gegenpol zur heutigen modernen Zeit, auf "Entschleunigung", wie es Wattenbach nennt. Die Scheune soll nach dem Hausausbau in Angriff genommen werden und für Ausstellungen und Veranstaltungen genutzt werden. Von den Arbeiten konnten sich zum Tag des offenen Denkmals am Wochenende erstmals die Besucher ein Bild machen. Dabei warb der Verein um Unterstützung. Zur Verwirklichung werden noch Leute zum Anpacken gebraucht - aber auch Sponsoren und Förderer. "Falkenstein unterstützt das Projekt mit 13 000 Euro, wofür wir sehr dankbar sind." Ein Bescheid zum Antrag des Vereins an das Landesamt für Denkmalpflege liegt noch nicht vor.

Quelle: www.vogtland-anzeiger.de